Unendliche Menge
Es gibt auf YouTube Kanäle wie Gewiss oder Film-O-Mat. Die Videos fassen Spielfilme in 8 bis 18 Minuten sehr detailiert zusammen. Auffällig ist daran die unfassbar große Menge an Filmen sowie Filmideen, die sehr häufig mehr oder weniger die selben Grundannahmen und Phänomene der Pop-Kultur aufgreifen. Nun ist der Film nur eines von vielen anderen Medien. Es gibt noch Videospiele, Brettspiele, Romane, Kochrezepte, Sportarten und andere Angebote an Freizeitaktivitäten.
Darüber hinaus sind die Möglichkeiten im beruflichen Umfeld nahezu unbegrenzt. Man denke allein an die Anzahl der JavaScript Frameworks. Dabei sind andere Programmiersprachen geschweige Möglichkeiten und Werkzeuge in anderen Berufen nicht ansatzweise erfasst.
Wer dafür verantwortlich ist
Wir Menschen produzieren unaufhörlich Werte. Jeder Mensch hat das Bedürfnis sich selbst zu verwirklichen, wenn wir uns um unsere Grundbedürfnisse nicht mehr kümmern müssen. (vgl. Maslowsche Pyramide) Aber wie viele Menschen gibt es auf unserem Planeten?
Man stelle sich einen überfüllten Stadtbus vor. In diesem Fahrzeug müssten sich ungefähr 100 Personen befinden. Jede Person hat einen Namen, ein Lieblingsgericht, eine eigene Lebensgeschichte, eine Familie und Bedürfnisse über alle sieben Ebenen der Bedrüfnispyramide verstreut. 100 Personen sind vermutlich noch geistig erfassbar. Mit ihren Namen, Vorlieben und Geschichten. Und jede dieser Person könnte doch in der Theorie etwas schaffen, dass für alle anderen Menschen lebensverändert ist. Beispielsweise wie Steven Spielberg, Jim Carrey, Angela Merkel, Johann Sebastian Bach oder Napoleon Bonaparte.
Bisher haben wir nur 100 Personen betrachtet. Was ist, wenn man die Menge hochskaliert? Auf ein Dorf, Kleinstadt, Metropole oder ein gesamtes Land? Wie unfassbare viele Menschen auf der Welt Bedürfnisse, Potential und ihre eigene Geschichte haben? Das menschliche Gehirn kann dieses Gesamtbild nicht erfassen. Deshalb gibt es technische Hilfsmittel im Form von Computern, Notizblöcken oder einfacher gedacht von Schrift und Sprache. Jedoch weist die Welt, genauer gesagt weisen Gesellschaften eine Komplexität auf, die in ihrer Gesamtheit bestenfalls mit Hilfsmitteln für einen beschränkten Zeitraum erfasst werden können. Und dies in der Regel nie in ihrer Gesamtheit. Das würde zur Überforderung führen.
Konsequenzen der Möglichkeiten
Depressionen sind allgegenwertig, in ihrer Art sehr vielfältig und betreffen unheimlich viele Menschen. Depressionen und andere Störungen oder Auffälligkeiten bei Menschen scheinen in der heutigen Zeit deutlich häufiger aufzutreten, als von vor beispielsweise 300 Jahren. Aber ist diese These belegbar? Ein Ansatz wäre dies mathematisch zu belegen.
Gegeben ist der exponentielle Antieg von technischem Fortschritt und Wachstum im Allgemeinen. Geistiges wissen kann sich im Gegensatz zu physischen Dingen quasi uneingeschränkt vermehren. Jedoch folgt aus dem Wachstum an Möglichkeiten nicht der Gewinn an Freiheit, sondern vielmehr (nachweislich) eine Überforderung. (vgl. FOMO) Und Überforderung kann als ein Hauptauslöser von Depressionen verstanden werden. Natürlich gibt es in der Regel nicht den einen Faktor für ein Problem. Hausgemachter Leistungsdruck und der Wahn von Selbstoptimierung sind sicherlich noch weitere Faktoren.
Auswege aus dem Schlaraffenland
Was sind Auswege aus dieser potentiellen Überforderung? Vermutlich gibt es nicht die eine Lösung. Optimistischer Nihilismus oder Existenzialismus sind mögliche Optionen.
Ebenfalls die Bewegung des Minimalismus und Achtsamkeit können helfen, eine permanente Überforderung zu vermeiden. Es ist toll im Schlaraffenland zu leben. Aber die wenigsten sind sich über die möglichen Folgen bewusst. Nicht nur gesundheitliche Folgen wie Karies oder Diabetes, sondern dass das permanente Glück und vermeindliche Erfüllung das Gegenteil bewirkt. Glück kann man nur empfinden, wenn das Besondere auch das Besondere bleibt. Die Regelmäßigkeit führt zur Abstumpfung und Überdrüssigkeit des Lustempfindens.