Was ist Bewusstsein?

consciousness

Zwei Modelle

Dualismus vs. Physikalismus

Es gibt zwei Thesen auf dem Markt von David Chalmers und Daniel Dennett. Wie immer sind die Interviews von Sternstunde Philosophie sehr aufschlussreich. Da insgesamt zwei Stunden Interview zu viel sind, um den Überblick zu behalten, in aller Essenz eine Zusammenfassung vom Channel SciPhi.

Die Urform Dualismus dürfte ihre Ursprünge bei René Descartes (1596 – 1650) haben. Vom ihm stammt der berühte Satz “Ich denke also bin ich“. Körper und Geist werden strikt getrennt. Ernst Mach (1838 – 1916) hingegen verneint das “Ich”. Es sei nur eine Illusion, wie es der Physikalismus und Dennet vertreten.

Was steckt dahinter?

Als Software Entwickler erscheint die Ansicht des Physikalismus schlüssig zu sein. Wenn man sich etwas mit Machine Learning (Klassifizierung, Neuronale Netze, …) beschäftigt, kann man das gut nachvollziehen. Emotionen werden durch Hormone erzeugt und führen mit subjektiver Bewertung letztlich zu Gefühlen. Sie leiten uns durch die Welt und machen das Leben erst “lebenswert”. Wird man sich dessen bewusst, ergibt sich daraus die Illusion für unser “freies Handeln”. Satre gibt gute Hinweise was Freiheit und Entscheidung wirklich bedeuten.

Die Existenz von komplexer Software auf einem Computer oder Smartphone, wie Dennett beschreibt, ist ein sehr guter Beweis, dass Virtualität auf etwas Physischem existieren kann. Auch bei Machine Learning hat man keinen Einfluss auf die Architektur der Software. Es existieren nur noch abstrakte Muster, wie sie im Gehirn sichtbar gemacht werden können.

Mehrere Modelle sind okay

Photonen können als Teilchen oder als Wellen betrachtet werden. Je nachdem, welches Modell gerade praktischer ist. Chalmers Dualismus ist für den Alltag sicher handlicher. Allerdings stellt sich noch einie gehässige Frage. Was ist, wenn ich der einzige Mensch im Universum mit einer Qualia bin? Anders gesagt, der Einzige mit subjektiver Wahrnehmung? (vgl. Trumen Show, Matrix [#filosofix], etc.)

Wohin soll es gehen?

Yuval Harari erzählt die Geschichte von morgen. Dem Homo Sapiens folgt der Homo Deus, dessen aussehen noch ungewiss ist. Sollen es Retorten Babys (wie im Film Gattaca) sein? Oder Cyborgs? Oder werden wir durch künstliche Intelligenz ergänzt? In jedem Fall findet die Transformation der Gesellschaft bereits statt. Yuval geht wie bereits Nietsche darauf ein, welche Rolle Religion einst hatte, wodurch sie abgelöst wurde und wohin sie sich heute hin entwickeln wird. Er wirft den selbsterklärenden Begriff Dataismus ein. Eine interessante Betrachtungsweise neben FSM (Flying Spaghetti Monster).

Zukünftig halte ich es für sehr wahrscheinlich, dass die Begriffe “Bewusstsein” und “Leben” geistig zu trennen sind. In UML würde das bedeuten, dass die Composition sich zu einer Aggregation wandelt. Es ist ähnlich wie die Erkenntnis des heliozentrischen Weltbilds. Es kann passieren, dass neue Erkenntnisse alte Modelle obsolet machen. In Anbetracht des rasanten technischen Fortschritts ist das wahrscheinlicher denn je.

Interpretation

Wahrnehmung

Ist dein Rot auch mein Rot? Sehr amüsant der Fakt von Tetrachromaten und Menschen mit Rot-Grün-Schwäche als auch der Fakt, dass Blau die jüngste Farbe ist.

Filter und Speicher

Die Forschung an diesen Themen sind noch sehr jung. Entsprechend dünn sind die Erkenntnisse zu unserem Gedächtnis. Das Gedächtnis ist ein essentieller Bestandteil unseren Bewusstseins. Wenn wir Eindrücke nicht “speichern” könnten, wie sollten wir sie abrufen und intepretieren können?

Unsere Wahrnehmung scheint lückenhaft, wenn wir Kleinigkeiten wie einen Gorilla nicht bemerkt haben, der durch das Bild gelaufen ist, während wir Pässe eines Ball zählen sollten. Tatsächlich ist das jedoch ein Vorteil. Wir können uns konzentrieren und fokussieren. Wir haben die Fähigkeit, irrelevante Informationen auszublenden. Ein Phänomen sind Savants. Das sind Menschen mit Inselbegabung, welche der Forschung große Rätsel aufgeben. Ihre Wahrnehmung funktioniert wie eine Filmkamera und sie können jedes Detail des Filmes bei Bedarf abrufen. Jedoch scheitern sie bei den simpelsten Aufgaben, wie sich anzuziehen oder ein Butterbrot zu schmieren. Siehe hierzu Rain Man mit Dustin Hoffman.

Ich und meine Identität

Einige Philosophen wie Ernst Mach glauben nicht an das Ich. Was ist das überhaupt? Gehirnscans zeigen, dass es für das Ich kein spezifisches Zentrum gibt. Auch Kleinkinder müssen ihre Selbstwahrnung und das Ich erst lernen. Das Ich muss als ein Modell von uns selber gesehen werden, dass durch unser emotionsgestütztes Gedächtnis aufgebaut wurde. Eine Methaper hierzu wäre die Landkarte im Vergleich zur echten Welt. Die Landkarte ist nur eine Abbildung, also ein Modell der realen Welt.

#filosofix hat das philosophische Gedankenexperiment “Schiff des Theseus” gut visualisiert. Wenn im Laufe einer langen Reise jedes einzelne Teil des Schiffes ausgetauscht wird, bleibt das Schiff das selbe? Auch Wait But Why hat im Rahmen des Artikels What Makes You You? (Teletransporter Thought Experiment) diese Frage thematisiert. Wir sind also in gewisser Weise nur unser Gedächtnis, dass auf emotionalen Eindrücken und Erfahrungen basiert.

Das Rätsel unseres Bewusstseins

Fazit der Arte Doku:

Natürlich ist unser Bewusstsein mit der biologischen Aktivität unseres Körpers und der Welt die uns umgibt verbunden. Doch ein kleiner Handlungsspielraum bleibt uns. Wir können die Geschichte verändern die wir uns über uns selbst erzählen. Um unserer Welt Sinn zu verleihen ersindt unser Gehirn Kategorien und Grenzen. Wir sehen das Meer auf der einen und den Sand auf der anderen Seite. Doch aus der Nähe betrachtet löst sich diese Grenze auf. Wo beginnt das Meer, wo endet der Strand? Wo beginnt das Bewusstsein und wo endet es? Es gibt kein isoliertes ich das getrennt von der Welt Entscheidungen trifft sondern nur ein Netz äußerst komplexer Verbindungen. Unserer Bewusstsein ist eine ebenso kollektive wie individuelle Geschichte die von der Komplexität der Welt erzählt inmitten der wunderbaren Vielfalt vieler unbewusster Phänomäne.

Siehe auch

Leave a Reply