Wofür arbeiten?

Sisyphus kinectic sculpture

Reflexion

Berufung und Spezialisierung sind gegeben, seitdem Homo Sapiens denken kann. Mit dem technischen Fortschritt versuchte sich unsere Spezies mit Maschinen das Leben zu erleichtern. Auch im 21. Jahrhundert ist das mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning brand aktuell. Und trotzdem ist es paradox: Obwohl wir es einfacher denn je haben, wird die Arbeit scheinbar nicht weniger. Wir sollten uns daher folgende Frage stellen.

 
Arbeiten wir um den Bedarf an Güter und Diensten zu decken?
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Oder arbeiten wir um den Bedarf an Arbeitsplätzen zu decken?
 

Heinrich Böll verdeutlicht dies mit seinem Kurztext “Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral” sehr gut! Wir sollten uns also nach der Sinnerfüllung über Arbeit Gedanken machen. R. D. Precht redet in diesem Kontext auch über den Wandel einer Arbeits- zur Sinngesellschaft. Später dazu mehr.

Was bedeutet Arbeit?

Die Herkunft des Begriffs gibt entscheidende Hinweise darauf, wie wir über Arbeit denken sollten. Denn im Altertum gab es die Arbeit nicht, so wir sie sie heute kennen. Es gab zwei Begriffe, die unterschiedliche Bedeutungen hatten. Zum Einen “laborare” was für schuften und sich abmühen stand. Das war Arbeit im klassischen Sinne sozusagen für Niedriglohn und damals wie heute den unteren Teil der Gesellschaft. Im Gegensatz verstand man unter “facere” die Selbstverwirklichung für Priviligierte, wie wir sie heute bei Akademikern finden.

Erst im Mittelalter entstand der heutige Begriff der Arbeit und hat seinen Ursprung im Christentum. Das Mantra ist, dass Gott alle Menschen liebt, aber besonders diejenigen, die fromm und fleißig ihrer Arbeit nachgehen. Das resultiert in einer Steigerung des Selbstwertgefühls für den Großteil der Menschen. R. D. Precht erklärt das in diesem Podcast sehr gut.

Ergibt Arbeit Sinn?

Immer öfter tun wir nützliche Dinge ohne bezahlt zu werden. Oder werden bezahlt um unnütze oder schädliche Dinge zu tun. Die Bedeutung von Arbeit ist heute unklar mit Folgen. Wir alle sollten den Sinn der eigenen Arbeit hinterfragen und auch ob Arbeit an sich einen absoluten Wert hat.

Der Zusammenhang zwischen Arbeit und Sinn ist essentiell, den immerhin ist Arbeit der Hauptbestandteil des Lebens eines Erwachsenen. Der Begriff Sinn ist vieldeutig und beinhaltet drei Aspekte.

  1. Richtung: Suche nach Zielen.
  2. Wahrnehmung: Wie die 6 Sinne, eine Sensorik um sich der Umgebung bewusst zu sein.
  3. Bedeutung: Hat die eigene Tätigkeit einen Impact auf die Umwelt?

Sehr beeindruckend, dass auf der AgroParisTech 2022 zum Desertieren aufgerufen wurde, weil diese Aspekte der Sinnhaftigkeit und eines positiven Impacts in Frage gestellt wurden. Fossile Energieträger abbauen und Plastik zu produzieren sind heute nicht mehr zeitgemäß!

Schließlich wird auch auf das Buch Bullshit Jobs von David Graeber verwiesen, welcher die Missstände unserer Zeit und Perversion vom Sinn der Arbeit deutlich kenntlich macht.

Wandel und Zukunft

CGP Grey verdeutlicht den Trend in seinem Video “Humans Need Not Apply” sehr deutlich. Die fortschreitende Automatisierung macht Arbeit eigentlich obsolet. Aber trotzdem hält das Abendland an dieser Idee fest.

Die Folgen sind daraus, dass sich eine Sinngesellschaft und ein BGE evolvieren muss.

Was soll die Lösung sein?

Da kein Mensch allwissend ist und in die Zukunft sehen kann, gibt es keine klare Antwort. Aber es gibt bereits Wege, wenn man danach sucht. Möglichkeiten können Bewegungen wie Minimalismus oder Frugalismus sein. Am Ende des Tages sucht jedes Bewusstsein nach Glück, Sinn und Erfüllung in seinem individuellen Leben. Die Anhäufung von Eigentum und Macht kann zwangsläufig nicht der richtige Weg sein. Wir sollten uns auf das Essentielle besinnen statt uns ewig im Hamsterad zu drehen.

Brauchen wir Eigentum überhaupt?

Eigentum ist eine Art Vertragserklärung unter Menschen. Ohne Dritte wäre die Eigentumserklärung sinnlos, oder? Nein, denn Eigentum ist auch notwendig, um die eigene Identität zu erweitern. Angefangen bei unserer Kleidung bishin zum Sportwagen als Statussymbol. Grundstück und Haus helfen uns physisch auszudehnen, sozusagen unseren Einflussbereich zu erweitern. Ironisch ist, dass uns in erster Linie der Erwerb von Eigentum glücklich macht. Der bloße Besitz wird auf Dauer eintönig. Also ist auch hier der Kontrast (vgl. Was ist Glück) für Homo Sapiens Sapiens reizvoll.

Ferner heißt es im deutschen Grundgesetz, dass Eigentum verpflichtet. Das bedeutet, wir werden in unserer Freiheit eingeschränkt. Wir dürfen weder Altöl in den Gartenteich kippen, unsere vermietete Wohnung weder betreten noch leer stehen lassen und auch nicht unsere Haustiere quälen. Somit ergibt es Sinn, sich mit weniger Eigentum von Pflichten zu befreien, was eine Strategie des Minimalismus ist.

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